Karin Sander
17.05.2014 – 18.06.2014
Solo Exhibition
Vienna, Austria
Karin Sanders auf den ersten Blick höchst disparates Werk dreht sich bei genauer Betrachtung immer um eine einzige Frage: Wie klein kann eine Zustandsveränderung sein, um etwas ganz Anderes, ganz Neues zu schaffen? Für ihre neue Ausstellung in der Galerie nächst St. Stephan ließ die Künstlerin ihr Smartphone so programmieren, dass in dem Moment, wo sie angerufen wird und das Gespräch annimmt, ein Foto ausgelöst wird. Dabei wird ihr Standort per GPS bzw. durch Gauß-Krüger-Koordinaten bestimmt und bildlich festgehalten. „Es entstehen Aufnahmen von zufälligen Ausschnitten der Bewegungen des Anrufannehmes, die sehr wenig und wiederum sehr viel von einem kurzen Moment und einem definierten Ort wiedergeben“.
Zugleich wird deutlich, dass die Annahme eines Anrufs heute eben nicht mehr nur der Auftakt einer Kommunikation zweier Menschen ist, sondern eine Kaskade visueller, räumlicher, zeitlicher, informationeller und verbaler Datenproduktion in Gang setzt. Das zufällige Bewegungsbild stellt nur einen winzigen Ausschnitt von all dem dar. In seiner dezidierten Zufälligkeit und Nichtverwertbarkeit bildet aber genau dieser Ausschnitt das genaue Gegenteil des Verwertungsuniversums, das ein mobiles Telefonat heute darstellt. In diesem Sinn ist Sanders Poetik der Latenz mutatis mutandis auch eine Politik der Latenz. (...)
Harald Welzer
Represented works
Call ShotsMailed Paintings